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Das Resümee für Abu Roasch und Zaujet el-Aryan (Fortsetzung)
Für so ein gewaltiges
Orion-Bauprojekt (laut Bauval), welches sich immerhin in
einem geschätzten Streifen von 3,0 x 10,0 km bewegt hat,
benötigte man natürlich zur Standortbestimmung jede
Menge Visuren. Bauval verweist in einem anderen
Zusammenhang auf eine Theorie von G. Goyon, einem
anerkannten Ägyptologen und ausgezeichneten Kenner der
Cheops-Pyramide. Ihm zufolge könnten polierte,
vergoldete Scheiben als Spiegel und damit als Fixpunkte für
Visuren gedient haben. Für die Baumeister der Djedefre-Pyramide
in Abu Roasch hätte das jedoch fatale Folgen gehabt,
denn sie besaßen mit der fertiggestellten Cheops-Pyramide
in Gizeh nur einen einzigen Fixpunkt (Annahme 3)! Besser
sah es schon für die Absteckung (Standortbestimmung) der
Baka-Pyramide in Zaujet el-Aryan aus, dort konnten die
leitenden Bauleute zwei Fixpunkte anvisieren (Annahme 3
und 4). Hätten also ein oder zwei Fixpunkte, nach der
anerkannten Baureihenfolge, zur Standortbestimmung von
den beiden Pyramiden für ein so komplexes Muster wie den
Orion-Nachbau ausgereicht? Hier sind sehr große Zweifel
anzumelden! Es verdient also eine nähere Betrachtung,
wie die Projektion des Orion auf die Erde zustande
gekommen sein könnte. Mit den ein oder zwei Visuren hat
man das Sternbild in seiner Gesamtheit m.E. lange noch
nicht auf die Erde übertragen! Ziel der jetzigen Ausführungen
ist nicht die Genauigkeit der graduellen Feststellung der
Kulmination eines Sterns, oder die genaue Bestimmung
dessen Auf- und Untergangspunkte durch die alten Ägypter,
sondern es geht darum, wie projiziere ich sichtbare
Sternbilder in eine unebene Landschaft, um daraus die
Pyramiden-Orion-Korrelation (nach Bauval) zu erhalten.
Ein Zeichner würde sich für solch einen Zweck der
Technik eines Gitternetzes bedienen, um von einer kleinen
Vorlage zu einer maßstabgerechten vergrößerten
Darstellung zu kommen. Der Vorteil für den Zeichner
besteht nun darin, das er vorher ein Gitternetz aus
kleinen Quadraten auf die Vorlage aufbringt (Vorlagenetz)
und sich dann beim Abzeichnen der Vorlage nur noch auf
das "Ausfüllen" der Quadrate des vergrößerten
Netzes konzentrieren muß (Zielnetz). Dabei kann er ruhig das "Große
Ganze" aus den Augen verlieren, wenn er sich nur
sehr präzise an das Ausfüllen des Zielnetzes hält,
entsteht die Vergrößerung "fast von selbst" (1). Bei der geplanten Orion-Projektion
könnten statt einem gezeichneten Zielnetz, geodätische
Fixpunkte große quadratische Flächen markiert haben.
Wie aber versieht man Sternbilder mit einem Vorlagenetz?
Denkbar wäre ein erhöht stehender, hölzerner oder
kupferner Gitterrahmen. Wichtiger als die Dicke der
Gitterstäbe (welche Sterne verdecken könnten) wäre die
Maschengröße. Diese müßte so klein wie möglich gewählt
werden (z.B. 1 x1 Finger = ca. 1,85 x 1,85 cm), dadurch
erhöht sich die Anzahl der Quadrate im "Vorlagenetz",
was einer gewissen Genauigkeit zugute käme und damit
auch die Anzahl und Größe der einzelnen Flächen im
Zielnetz begrenzen würde. Ein Betrachter würde nun
innerhalb dieses Gitters die Lage der einzelnen Sterne
eines Sternbildes erkennen und könnte sie wieder
innerhalb eines Gitters zeichnerisch festhalten. Das Ergebnis könnte wie in Bild 7 (2) dargestellt aussehen. Der
Umfang des Rahmens würde von der gewünschten Anzahl der
zu übertragenden Sternbilder und von der Entfernung
zwischen Beobachter und dem Aufstellungsort des Rahmens
abhängen. Ein Priester hätte mit diesem zugegebenermaßen
äußerst primitiven visuellen Hilfsmittel ein "Werkzeug",
für das räumliche Festhalten von Sternbildern innerhalb
eines definierten Bereiches (Vorlagegitter/Rahmen),
welchen er soweit ausdehnen könnte (Zielgitter), wie
seine Kenntnisse für das Vermessen von großen Flächen
dies zuließen. Der Orion hätte so mit seinen
Einzelsternen quasi in Einzelquadrate "zerlegt"
werden können. Nach einer entsprechenden Aufzeichnung
des Rasters mit den Sternen konnten jetzt die Abstände
zwischen den Sternen ermittelt werden. Diese Meßwerte
brauchten dann nur durch größere Einheiten (z.B. 1
Chata =ca. 2,75 ha) ausgetauscht werden, indirekt
entstand so ein Maßstab. Jeder der versucht hat den Mond
mit einem Teleobjektiv zu fotografieren, weis das mit
einem starren Stativ das Ergebnis ein verwischter,
unscharfer Mond ist. "Schuld" daran ist die
Erdrotation. Für die Rahmenkonstruktion bedeutet das, daß
der Orion durch das Raster läuft. Eine
Positionsbestimmung für den Orion wäre somit unmöglich!?
Nicht, wenn man z.B. die linke untere Ecke des
Gitterrahmens als Bezugspunkt auf den z.B. Sopdet (Sirius)
ausrichten und mitführen lassen würde! Dadurch wirkt
man der Erdrotation entgegen. Sicherlich ist die von mir
vorgeschlagene Registriermethode sehr fehlerbehaftet, was
die Genauigkeit anbelangt. Schon eine Kopfneigung des
Beobachters, entstanden durch die Aufzeichnung des
Gesehenen, läßt eine Sternbewegung innerhalb eines
Quadrates vollführen. Das Aufgezeichnete, in welcher
Form auch immer, ist durch die erneute Festlegung des
Sterns innerhalb eines zweiten Gitters, welches
dieselbe Anzahl von Quadraten enthalten müßte,
fehlerbehaftet. Die geringsten Ungenauigkeiten entstehen
m.E. nach bei der "Umrechnung" des Gittermaßstabes
und bei der Ermittlung der Sternabstände, da diese
beiden Verfahren mit Meßmitteln durchgeführt werden können.
Übrigens, das Anhalten von Meßmitteln gegen den Himmel
um direkt den Abstand zu erhalten wäre auch denkbar,
jedoch kann man dann m.E. die Winkelasymmetrie des Orion noch
ungenauer bestimmen. Anmerkung zu dem Bild 7: Interessant sind nicht die 12 Zeilen (1. Maßeinheit), sondern die 8 Spalten mit den 96 sich ergebenden Quadraten, welche m.E. einen klar unterteilten Himmelsausschnitt darstellen, um den Standort eines Sterns festzuhalten. Der Beobachter registriert wahrscheinlich immer zur halben 1. Maßeinheit den Standort des Himmelskörpers, denn die gezeichneten Sternsymbole befinden sich immer mittig zwischen den Zeilen. Die 8 Spalten können jedoch keine weitere Maßeinheit darstellen, weil zweimal das Sternsymbol zwischen den Spalten steht, was Unlogischerweise eine halbe Einheit bedeuten und das Meßergebnis verfälschen würde. Des weiteren fehlen im Kopf der Spalten die Einheitsbezeichnungen, dagegen sind sie in den Zeilen enthalten. Das in den zwei untersten Zeilen keine Sternsymbole eingezeichnet sind, läßt den Schluß zu, das sich das Objekt zum Zeitpunkt der Beobachtung unterhalb des Horizontes befand (3). Die im ersten FORUM-Teil aufgezeigten Hypothesen, sollen in einer Schlußbetrachtung abschließend bewertet werden. Es wird sich dann zeigen, ob beide Autoren mit ihren komplexen Standortmodellen Antworten zu einer alles entscheidenden Schlüsselfrage geben können. |
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(1) Vorstellbar wäre dieses
Verfahren z.B. für die Darstellung der überdimensionalen
Scharrbilder der Nazca-Indianer in der Steinwüste von Südperu.
(2) Entnommen aus M. Verner: Die Pyramiden, S.495. (3) Zu gänzlich anderen Ansichten mit einer ähnlichen Sterntafel kommt Josef Dorner in: Die Absteckung und astronomische Orientierung ägyptischer Pyramiden, S.104. |