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Blick von der sog.
"Satelliten-Pyramide" (zugehörig zum Pyramidenkomplex des
Mykerinos) auf die Südseiten der Mykerinos-,
Chephren- und Cheops-Pyramide (v.l.), welche mit ihren SO-Ecken
eine fast gerade Linie bilden. Der Ägyptologe Prof.
Miroslav Verner hält es für möglich, daß die Südost-Ecken
der hier gezeigten drei großen Pyramiden von Gizeh und
die Nordwest-Ecken der Sahure-, Neferirkare- und die
unvollendete Pyramide des Neferrefre im Pyramidengebiet
von Abusir zwei Visuren bildeteten, welche sich im Raum
des damaligen Kultzentrums Iunu kreuzten. Der genaue
Fixpunkt könnte seiner Meinung nach ein Obelisk im
Tempel des Sonnengottes Re gewesen sein. Dazu ein Resümee...
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Interessant an dieser Hypothese ist, daß ein
Vertreter der Fachwelt die Anordnungen bestimmter
Pyramiden in Gizeh und Abusir nicht als ein
Zufallsprodukt ansieht (1),
sondern die Möglichkeit in Betracht zieht, daß diese
ausgerichteten Pyramiden einen Hinweis auf einen
wichtigen Kultort gaben und damit eine organische Einheit
bildeten. Es soll jetzt der Versuch unternommen werden, die Hypothese Verners, quasi aus der Sicht der Baumeister, nachzuvollziehen. Drei Annahmen sind für den zu betrachtenden theoretischen Bauablauf Voraussetzung:
Nimmt man also die drei Annahmen als vorgegeben an, ergibt sich daraus schon eine sehr wichtige Frage: Wie könnten die Hauptachsen der beiden Pyramidengebiete, unter Berücksichtigung der Hypothese Verners, entstanden sein? An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, das die drei Südost-Ecken der Gizeh-Pyramiden keine genaue Linie ergeben und damit verbunden zwei Möglichkeiten für eine Festlegung der Hauptachse in Gizeh existieren. Prof. Verner geht in seinem Buch leider nicht näher darauf ein (2), ob die Festlegung der Linie von Gizeh zum Re-Tempel in Iunu entweder über die SO-Ecken der Cheops- und Chephren-Pyramide, oder über die Cheops- und Mykerinos-Pyramide wie in Bild 3 dargestellt, verläuft. Lag eine beabsichtigte Peilung über die Ecken der beiden großen Pyramiden vor, wäre die kleinere Mykerinos-Pyramide ungenau platziert worden. Bei der o.g. zweiten Peilungsmöglichkeit erfüllt die Chephren-Pyramide nicht die Ideallinie, obwohl diese noch vor der Mykerinos-Pyramide errichtet sein soll und nach einer Änderung des Bauplanes sogar eine Verschiebung nach Süden und/oder eine Vergrößerung der Grundfläche erfuhr (3) und dem zufolge, an die vermutlich genaustens eingemessene Linie hätte angepaßt werden können! Tatsache ist, daß bei allen drei Pyramiden heute die Kalksteinverkleidung größtenteils fehlt. Das ändert jedoch nichts an dem Zustand, daß die SO-Ecke der Pyramide von König Chephren auch bei noch vorhandener Verkleidung nicht an diese Linie herangereicht hätte. Ein Meßfehler wird um so unverständlicher, da dieser bei beiden Peilungen korrigierbar gewesen wäre, es sei denn, es war gar kein Meßfehler, sondern Absicht! Das ergäbe eine ganz andere Erklärung für das auffällige Standortmuster der drei Pyramiden in Gizeh. Der Autor Robert Bauval versucht das mit seiner Theorie der Pyramiden-Orion-Korrelation. |
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(1) Bisher nimmt man an, daß mit dem Standort der Grabpyramiden auch die Königsresidenzen wechselten, jedoch ist der Grund dafür noch Gegenstand fachlicher Diskussion und damit unklar (M. Verner: Die ägyptischen Pyramiden, S. 366). (2) M. Verner "Die Pyramiden" S.336-337. (3) R. Stadelmann "Die ägyptischen Pyramiden" S.133 |